Aufgabenerweiterung
Vorsicht mit der Freiwilligkeit
Durch den Wegfall von Kollegen – z.B.: durch den Gang in den Ruhestand – wird das Einsatzgebiet schneller ausgeweitet und es wird immer mehr.
Bei handwerklichen Arbeiten kann man vlt. Stückarbeiten quantifizieren und kommt an ein Limit, anders bei Arbeiten die vorrangig mit geistiger Aktivität zu tun haben. Erstaunlicherweise wollen sich die leitenden Angestellten immer als besonders herausragend dargestellt sehen, sind aber kaum in der Lage mal ein, zwei oder wenigstens ein halbes Jahr vorher zu schauen.
Es wäre durch entsprechende Vorausschau ein entstehendes Risiko vermeid- zumindest aber reduzierbar.
Wenn man aber bei einem Resort von 8 AK und dem Wissen über den Fortgang eines AN, keine Übergangsphase mit 9 AK darstellen kann, weil man panische Angst davor hat einen Euro zu viel zu zahlen, dann muss man eben damit leben, dass nach nach Fortgang des AN eine unbegleitete Einarbeitung deutlich länger benötigt oder aber die Kollegen ihre eigentliche Arbeit nicht vollständig durchführen können.
Fällt das Kind in den Brunnen….
Sprichwörtlich lässt man das Kind in den Brunnen fallen und beschwert sich im Anschluss, dass es nicht schwimmen kann.
Bei einer Tätigkeit am Computer entsteht auch gern die Meinung, dass man nicht arbeitet, wenn man nicht pausenlos in den Rechner hämmert. Das ist aber nur sehr selten der Fall.
Gerade für das Eindenken in komplexe Sachverhalte oder Funktionsweisen, wie auch Lösungsideen benötige ich eher Ruhe und frage mich manchmal, ob es so etwas wie Feierabend in den Berufssparten der geistigen Tätigkeiten überhaupt geben kann.
Kann ein Richter Feierabend machen und schaltet komplett von seinen Verfahren ab oder rekapituliert er weiter auch nach Dienstschluss?
Zumindest kann ich für mich sagen, dass ich auch entspannen kann, wenn ich Texte schreibe, die nicht unmittelbar mit dem gleichen Thema im Zusammenhang stehen. Konzeptionen sind andere Herausforderungen als konkrete Umsetzungen.
Es trat aber auch schon mehrfach auf, dass ich in der Nacht aufwachte und eine Lösung für ein Problem hatte, welches mich den Tag über beschäftigte. Das kann es dann doch aber auch nicht sein, denn dann arbeitet das Problem schon zu tief in einem.
Überlastungen durch Arbeitskomprimierung
In dem Bereich der Leitungsebene wurde mir das erste Mal der Begriff der Arbeitskomprimierung entgegnet. Zu dieser Zeit führte ich 3 Tätigkeiten aus und auch wenn man sich formal korrekt auf eine schriftliche Vereinbarung einer Aufteilung festlegte, mussten die Aufgaben insgesamt dennoch erfüllt werden. Durch die Arbeitskomprimierung wäre das kein Problem. Nun bei 30 Leuten im Team, dem man vorsteht – beschränken sich die Tätigkeiten auf das Verteilen der Arbeiten. Natürlich muss die Übersicht gewahrt bleiben, aber das ist keinesfalls mit der Belastung einer Einzelperson zu vergleichen.
Mit steigender Aufgabenzahl wird auch die geistige Belastung nicht etwa geringer. In dem Jahr war ich – ohne das zu merken – ein geistiges Frack. Mich entspannte das enorm, wenn ich einfach nur in den Wald ging und dort eine halbe Stunde die Ruhe und die Luft genießen konnte. Damals kannte ich den Begriff des „Waldbadens“ noch nicht, konnte mich aber darin wieder finden.
Überlastungen durch Arbeitskomprimierung
Die Begleiterscheinung ist aber leider auch, dass die Qualität der Arbeit nachlässt. Empfindlichkeiten bei Kritiken sind nicht auszuschließen. Wenn es richtig gut läuft, dann sind es auch noch die Kollegen, die sich bei der Verteilung der Arbeit unsichtbar machten, später aber glauben den vorherigen Arbeitsplatz des 3fach Beschäftigten als „Chillout Lounge“ diskreditieren zu müssen. Sicherlich finden sie das richtig lustig. Das kommt dann überdies gut an und man lernt auf solche Weise, dass es sich bei so etwas wie einem Kollegen eben nicht zwingend um eine Art Kumpel, sondern um nicht mehr als einen Konkurrenten oder eben auch Neider handeln könnte, wenngleich natürlich nicht muss.
Manchmal ist ein einfaches Gespräch zielführender, auch wenn es nicht immer angenehm ist.
Man kann keine 3 Stellen zur gleichen Zeit ausüben, ohne Kompromisse zu gehen und mit der Bezeichnung Arbeitskomprimierung könnte man auch direkt sagen, dass der Arbeitgeber die Kosten für 2 Stellen zu Lasten des Arbeitnehmers einspart und den Arbeitnehmer dafür aber direkt in den Burn Out schickt.
Natürlich ist es leicht etwas oder jemandem im Nachhinein die Schuld zu geben. Selten sind Beteiligte ohne Schuld, aber was man gern so proklamiert „Don’t look back in Anger… „, funktioniert in der Wirklichkeit dann auch nicht so einfach. Denn letztendlich ist es auch die Aufgabe des Arbeitgebers dafür zu sorgen, dass die Gesundheit des Arbeitnehmers erhalten bleibt und ihn die Arbeit nicht schädigt.
Stichwort: Fürsorgepflicht
Wenn daher Begriffe wie Arbeitskomprimierung fallen, sollte man Aufhorchen und Vorsicht walten lassen, damit Überlastungen nicht die Folge sind. Engagement und Einsatzbereitschaft sind gut und schön, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass allein die Frage entscheidend ist, wie der Vorgesetzte von seinem Vorgesetztem betrachtet wird und fehlt die Zufriedenheit, dann braucht das einen Schuldigen. Ob man sich dann noch erinnert, dass der eine sich bei zusätzlicher Arbeit meldete oder der andere nicht in Erscheinung trat.